Emerging Markets: Wo deutsche Investoren als nächstes investieren sollten


Der deutsche Immobilienmarkt stößt in vielen Segmenten an Bewertungsgrenzen. Renditen von 2-3% in München oder Frankfurt motivieren Investoren, über den Tellerrand zu blicken. Doch wo finden sich die attraktiven Emerging Markets von morgen? Und welche deutschen Städte entwickeln sich von B- zu A-Standorten?
Die Antwort liegt nicht in exotischen Auslandsmärkten, sondern oft vor der Haustür. Deutschland hat Dutzende von Städten mit Wachstumspotenzial, die von Investoren noch nicht entdeckt wurden. Der Trick liegt darin, diese Märkte zu identifizieren, bevor sie mainstream werden.
Die Definition von Emerging Real Estate Markets
Emerging Markets im Immobilienbereich sind Standorte mit überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial bei noch moderaten Bewertungen. Sie zeichnen sich durch strukturelle Verbesserungen aus: Wirtschaftswachstum, Infrastrukturausbau, demografische Trends oder institutionelle Entwicklungen.
Typische Charakteristika:
Unterdurchschnittliche Bewertungen im Vergleich zu etablierten Märkten
Überdurchschnittliches Wirtschafts- oder Bevölkerungswachstum
Infrastrukturprojekte oder Ansiedlungen namhafter Unternehmen
Steigende Aufmerksamkeit institutioneller Investoren
Verbesserung der Standortfaktoren (Bildung, Kultur, Verkehr)
Deutsche Emerging Markets: Die versteckten Perlen
Leipzig: Die Boomtown Ostdeutschlands Leipzig hat sich zur heimlichen Hauptstadt Ostdeutschlands entwickelt. Porsche, Amazon und DHL haben Großinvestitionen getätigt. Die Universität ist renommiert, die Kultur blüht. Immobilienpreise steigen, aber sind noch moderat.
Investment-Perspektive: Wohnimmobilien in Uninähe und Gewerbeimmobilien in Logistik-Clustern. Mietrenditen von 5-7% bei stabilem Wertsteigerungspotenzial.
Erfurt: Thüringens unterschätzte Hauptstadt Erfurt profitiert von der zentralen Lage und dem ICE-Anschluss. Die Landesregierung investiert in Digitalisierung und Start-ups. Immobilienpreise sind noch sehr moderat.
Investment-Perspektive: Altbau-Sanierung in der Innenstadt, Neubau in wachsenden Stadtteilen. Renditen um 6-8% möglich.
Münster: Mehr als nur Studentenstadt Münster entwickelt sich zum Tech-Hub Westfalens. Die Universität produziert IT-Talente, die zunehmend in der Stadt bleiben. Lebensqualität ist hoch, Arbeitsplätze entstehen.
Investment-Perspektive: Micro-Apartments für Studenten und Young Professionals. Premium-Wohnungen für gut verdienende Fachkräfte.
Regensburg: Bayerns Hidden Champion Regensburg kombiniert Weltkulturerbe mit moderner Wirtschaft. BMW, Continental und Infineon sind große Arbeitgeber. Die Stadt wächst schneller als viele andere bayerische Zentren.
Investment-Perspektive: Wohnimmobilien für Fachkräfte der ansässigen Industrie. Tourismus-Immobilien in der Altstadt.
Internationale Emerging Markets für Deutsche
Warschau, Polen: Das Berlin des Ostens Warschau entwickelt sich zum Finanz- und Tech-Zentrum Osteuropas. Deutsche Unternehmen sind stark präsent, die Sprach- und Kulturbarrieren überschaubar. EU-Mitgliedschaft reduziert politische Risiken.
Chancen: Büroimmobilien in modernen Quartieren, Wohnungen für internationale Fachkräfte. Risiken: Währungsrisiko, unterschiedliche Rechtssysteme, politische Entwicklungen.
Porto, Portugal: Europas Antwort auf San Francisco Porto hat sich zur Start-up-Hauptstadt Südeuropas entwickelt. Niedrige Lebenshaltungskosten, hohe Lebensqualität und EU-Membership ziehen internationale Talente an.
Chancen: Renovierungsobjekte in der Altstadt, moderne Apartments für digitale Nomaden. Risiken: Tourismusabhängigkeit, Gentrification-Diskussionen.
Prag, Tschechien: Mitteleuropas Perle Prag verbindet Geschichte mit Moderne. Die Tech-Szene wächst, internationale Unternehmen siedeln sich an. Immobilienpreise sind noch deutlich unter westeuropäischem Niveau.
Chancen: Altbau-Sanierung, Serviced Apartments für Geschäftsreisende. Risiken: Währungsschwankungen, regulatorische Unsicherheiten.
Bewertungskriterien für Emerging Markets
Wirtschaftsfundament prüfen:
Diversifizierte Wirtschaftsstruktur vs. Monokultur
Ansiedlung internationaler Unternehmen
Start-up-Ökosystem und Innovation
Arbeitsplatzentstehung und -qualität
Demografische Trends analysieren:
Bevölkerungswachstum und -struktur
Bildungsniveau und Universitäten
Ein- und Abwanderungsmuster
Altersstruktur und Haushaltsgrößen
Infrastruktur bewerten:
Verkehrsanbindung (ÖPNV, Autobahn, Flughafen)
Digitale Infrastruktur (Glasfaser, 5G)
Bildungseinrichtungen und Forschung
Kulturelle und Freizeitangebote
Immobilienmarkt-Spezifika:
Aktuelle Bewertungsniveaus
Baugenehmigungen und Pipeline
Leerstandsraten und Vermietungszeiten
Mietpreisentwicklung und Kaufkraft
Due Diligence in Emerging Markets
Emerging Markets erfordern intensivere Prüfungen als etablierte Standorte:
Marktresearch vertiefen: Lokale Marktberichte, Gespräche mit Maklern und Entwicklern, Analyse der Competition.
Regulatorische Besonderheiten: Bauvorschriften, Mietgesetze und steuerliche Regelungen können stark variieren.
Exit-Strategien planen: Liquidität ist oft geringer als in etablierten Märkten. Haltedauer-Strategien entwickeln.
Partnerschaften aufbauen: Lokale Partner sind in Emerging Markets oft unverzichtbar für Erfolg.
Risikomanagement in Emerging Markets
Politische Risiken: Regulierungsänderungen, kommunale Politik und Stadtplanung können Investments beeinflussen.
Liquiditätsrisiken: Weniger Käufer und längere Verkaufszeiten einplanen.
Marktzyklusrisiken: Emerging Markets sind oft volatiler als etablierte Standorte.
Timing-Risiken: Zu früh oder zu spät zu investieren kann Renditen schmälern.
Timing: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Early Stage (Höchste Renditen, höchste Risiken):
Erste institutionelle Investoren entdecken den Markt
Lokale Entwicklung wird sichtbar, aber noch nicht mainstream
Preise beginnen zu steigen, sind aber noch moderat
Growth Stage (Ausgewogenes Chance-Risiko-Verhältnis):
Markt ist etabliert, aber noch nicht überhitzt
Infrastruktur-Projekte zeigen Wirkung
Institutionelle Investoren werden aktiv
Mature Stage (Niedrige Renditen, niedrige Risiken):
Markt ist allgemein bekannt und stark nachgefragt
Preise haben sich an etablierte Märkte angenähert
Weitere Upside begrenzt
Finanzierungsstrategien
Lokale Finanzierung: Oft günstiger, aber komplexer. Lokale Banken kennen Märkte besser.
Deutsche Finanzierung: Wenige Banken finanzieren Emerging Markets. Höhere Eigenkapitalanforderungen.
Mischfinanzierung: Kombination aus lokaler und deutscher Finanzierung für optimale Konditionen.
Technologie als Enabler
Moderne Tools erleichtern Investment in Emerging Markets:
Virtuelle Due Diligence: 360°-Touren, Drohnen-Aufnahmen und digitale Datenrooms reduzieren Reisenotwendigkeit.
Marktanalyse-Tools: Plattformen wie SmartLandlord.de können bei der systematischen Bewertung verschiedener Märkte helfen.
Remote Management: Digitale Verwaltungstools ermöglichen Fernbetreuung von Investments.
Portfoliointegration von Emerging Markets
Anteilssteuerung: Emerging Markets sollten 10-30% des Portfolios ausmachen, abhängig von Risikotoleranz.
Diversifikation: Verschiedene Emerging Markets und Entwicklungsstadien mischen.
Rebalancing: Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Allokation.
Steuerliche Aspekte
Nationale Investments: Emerging Markets in Deutschland unterliegen normalen steuerlichen Regelungen.
Internationale Investments: Doppelbesteuerungsabkommen beachten, Quellensteuer und Währungseffekte berücksichtigen.
Fazit: Emerging Markets als Portfolio-Beimischung
Emerging Markets bieten attraktive Rendite-Chancen, erfordern aber mehr Aufwand und Expertise als etablierte Märkte. Deutsche Städte wie Leipzig, Erfurt oder Münster sind oft bessere Einstiegsmöglichkeiten als exotische Auslandsmärkte.
Der Schlüssel liegt in der frühen Identifikation von Trends und der systematischen Analyse von Standortfaktoren. Wer die Hausaufgaben macht und antizyklisch denkt, findet auch in Deutschland noch Emerging Markets mit attraktiven Rendite-Chancen.
Die nächste Generation erfolgreicher Immobilien-Investments entsteht heute in den Emerging Markets von morgen. Die Frage ist nur: Erkennen Sie die Signale rechtzeitig?
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